Vier Küchenstühle

 
 

In der Zeitschrift Holzwerken (Ausgabe März/April 2008) wurde der Bau eines sehr schönen Stuhls gezeigt. Das weckte in mir die Idee, diesen Stuhl für unsere Küchen nachzubauen. Es kam mir sehr gelegen, dass auf der Holzhandwerk 2008 in Nürnberg dieser am Stand von der Zeitschrift Holzwerken gezeigt wurde. So konnte ich einmal zur Probe sitzen, um mich zu überzeugen, dass die gewählten Maße für meine Vorstellung gut passten. Dennoch dauerte es bis Ende 2009, bis ich endlich damit anfing, mir nähere Gedanken zur Umsetzung zu machen.


Vorbereitungen:

Als Holzsorte wählte ich Buche. Zum einen ist der Küchentisch schon aus diesem Material, zum anderen ist das mein Lieblingsholz. Beim Holzhändler in meiner Nähe besorgte ich mir verschiedene Stärken der Superior Qualität der Pollmeier Buche. Als Leim wurde Bindan Propellerleim verwendet, als Holzöl nahm ich Danish Oil. Einen entsprechenden Spiralnutfräser und einen großen Bündigfräser für die 12mm Aufnahme meiner Tischoberfräse kaufte ich mir noch dazu. 4 große Bessey Zwingen habe ich mir auch noch gegönnt, um endlich vernünftig spannen zu können. So konnte ich endlich mit der eigentlichen Arbeit beginnen.


Herstellung der Stuhlbeine:

Als erstes habe ich mir aus Sperrholz je eine Schablone für das vordere und hintere Stuhlbein angefertigt. Die Rohlinge habe ich mit der Bandsäge ausgeschnitten, so dass mit der Oberfräse (Bündigfräser an Schablone) nur noch 1-2mm Material zu entfernen waren. Mit doppelseitigem Teppichklebeband habe ich dann die Schablone auf dem Rohling befestigt. Jetzt kam der große Bündigfräser zum Einsatz, mit dem die 33mm starken Stuhlbeine in einem Durchgang gefräst werden konnten. Die Endbearbeitung der Oberfläche nahm ich mit einem Schweifhobel und einer Ziehklinge vor. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wozu eine Ziehklinge doch alles in der Lage ist.


Herstellung der Zapfen und Zapfenlöcher:

Insgesamt mussten 72 Zapfen und Zapfenlöcher hergestellt werden. Die Zapfen wurden am Frästisch gefräst, die schrägen Zapfen mit einer spezielle Vorrichtung an der Kreissäge und die Zapfenlöcher mit einer Schablone und der Oberfräse. Die Zapfenlöcher mussten mit der Hand sorgfältig nachgearbeitet werden, um ein rechteckiges Loch zu erzeugen. Die Zapfen wurden mit leichtem Übermaß versehen und zum Schluss mit dem kleinen Veritas Simshobel auf jedes Zapfenloch angepasst, um besten Sitz zu erreichen. Diese eher umständlicher Vorgehensweise habe ich gewählt, da ich in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrung mit dem starken Arbeiten von Buche gemacht habe. Da kann man an einem Tag passgenau fräsen, am anderen Tag wackelt alles und hat etwas Luft in der Verbindung. Gerade in einer nicht dauerhaft beheizten Werkstatt im Winter ein Problem.


Verleimen:

Der Propellerleim ist sehr empfehlenswert, er lässt ich gut verarbeiten. Die Zapfen wurden eingepinselt, alles zusammengesteckt und mit Hilfe von Zulagen die Zwingen angesetzt. Mit einem kleinen Küchenschwamm und Wasser wurde sofort der überschüssige Leim entfernt. Diese Methode hat sich als die Beste herausgestellt, selbst nach dem Ölen zeigten sich keine Flecken in der Oberfläche.


Schleifen:

Ein Vorgang, der mir gar nicht so richtig Spaß machen wollte, aber nötig war, um weiche Formen zu erreichen. Kaum zu glauben wie lange man für einen einzigen Stuhl so benötigt.


Ölen:

Ich habe drei kleine Probehölzer je mit Danish Oil, Osmo Top Oil und Linölfirnis behandelt und mich letztendlich für Danish Oil entschieden. Das Öl feuert nicht so stark an wie Leinöl, ist nach 24 Stunden trocken und ist durch die dünnflüssige Konsistenz leicht zu verarbeiten. Eine zweite Ölschicht habe ich mit einem Schleiffilz in die Holzoberfläche einmassiert. Nach dem Trocknen zeigt sich eine seidenmatte Oberfläche, die sich sehr weich anfühlt.


Fazit:

Mir hat das Projekt sehr viel Spaß gemacht. Es war wohl das anspruchsvollste Werk bisher, aber durchaus machbar. Etwa 90 Stunden habe ich für den Bau benötigt. Vielen Dank noch mal an Roland Heilmann, der die Stühle entworfen und mir viele Tipps zum Bau gegeben hat.

Dezember 2009 - April 2010